Zwei Schlüsselerlebnisse waren es, die die Aktivitäten für den Naturschutz an unserer Heimat um eine interessante Facette erweiterten.
Zum Einen, die sehr hohe Zahl von Fledermaus-Funden bei unserer Kastenreinigungs-Aktion im Herbst 2014.
Zum Anderen, der Erfolgsbericht aus dem benachbarten Flörsbachtal. Dort wurden bei einer professionell durchgeführten Suche, die mit der Ausweisung von Windparks zu tun hatte, in den umliegenden Waldgebieten an zahlreichen Stellen Vorkommen der Mopsfledermaus festgestellt.
Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) ist in Deutschland in der höchsten Gefährdungskategorie, in einigen Bundesländern als vom Aussterben bedroht aufgeführt.
Die vielfältigen Arbeitsbereiche, mit denen der NABU-Mernes bereits beschäftigt ist, haben eigentlich keinen Raum für neue Projekte zugelassen. Wenn wir es in einer vergangenen Sprache ausdrücken wollten, sind es viele Tagwerke.Die Arbeiten am Fledermausmonitoring sind dann Nachtwerke. Ein ganz neues, anderes Vorgehen, wie beispielsweisebeim Erfassen von Vogelarten. Hier geht fast alles visuell oder mit den Ohren. Bei Fledermäusen nützen die Augen fast nichts und die Ohren schon garnicht. Zum Glück gibt es heutzutage Bat-Detektoren, mit denen die Ultraschall-Laute der jagenden Fledermäuse entdeckt werden können und zusätzlich gibt es Nachtsichtgeräte, die zu erschwinglichen Preisen zu haben sind. Beides wurde über unser NABU-Budget finanziert. Ein zusätzliches Pfund, das andere Gruppen, sich so vielleicht auch wünschen würden, ist unser Naturfreund Werner Kreis. Er wird uns dabei helfen, die notwendigen Variationen von Fledermauskästen zu bauen. Schon seit geraumer Zeit wird er von Reiner Ziegler mit Brettern versorgt, aus denen er schon zahllose Nistkästen für Mauersegler, Höhlen- und Halbhöhlenbrüter, sowie Vogelfutterhäuser gefertigt hat. Angepeilt sind ca. 80 bis 100 Fledermauskästen verschiedener Bauart, die verschiedenen Ansprüchen der unterschiedlichen Arten gerecht werden. Das Bauholz besteht hauptsächlich aus Wegwurf von Paletten- und ähnlichem Nutzholz, welches von Reiner Z. organisiertund von Werner K. zerlegt, gereinigt, und vor allem aller Nägel, Schrauben und sonstigen Metallteilen entledigt wurde.
Selbstverständlich wird hier ein besonderes Augenmerk auf die Naturbelassenheit des Holzes gelegt. Haben doch gerade die Fledermäuse durch biozide Holzbehandlung immense Verluste erlitten.
Einige Arten haben während ihrer gesamten Fortpflanzungszeit richtig nahen Kontakt zu verbautem Holz. Manchmal nur am Hangplatz, aber oft auch praktisch im Ganzkörper-Kontakt, wenn Spaltenquartiere im Ortgangsbereich oder an den Dachsparren benutzt werden.
Wir möchten mit der Einrichtung von Fledermaus-Kastenrevieren zum einen dem Mangel an guten und dauerhaften Naturhöhlen begegnen. Zum anderen können wir so relativ einfach einen Überblick über die in unserer Heimat vorkommenden Arten bekommen. Man bedenke dabei : diese Tiere sind nicht nur momentan mal gesehene highlights, sondern Teil unserer Heimat. Wir haben gerade für Fledermäuse eine ungleich höhere Verantwortung, als für die aller-meisten Singvögel um uns herum. Diese unsere Fledermäuse bleiben das ganze Jahr über hier oder ganz in der Nähe. Nur einige wenige Arten zählen zu den Weit-oder gar Fernziehern. Die Fledermäuse unseres Ortes sind echte Spessarter, mögen einige ihrer Art entsprechend auch in die nahe Rhön oder den Vogelsberg zum Winterschlaf in Geröllfeldern und Stollen fliegen, haben wir doch eine starke Verantwortung.
In der nächsten Zukunft könnten durch technische Eingriffe in die Landschaft vieles von dem, was hier natürlich gewachsen oder geschaffen wurde unwiederbringlich vernichtet werden. Der Horror von einer Bahntrasse ist dabei der schlimmste mögliche Eingriff. Es sollte bei uns nicht so ausgehen, wie wir es aus gewissen Tropenregionen immer wieder mit Entsetzenerleben müssen, wo leichtfertg immens artenreiche Urwälder vernichtet werden, um auf den gerodeten Flächen Ölpalmen für die kosmetische Industrie zu gewinnen.
Sicher, wir besitzen keine Urwälder, alles sind Wirtschaftswälder aus Menschenhand erwachsen. Und doch existieren auch hier überraschend viele Pflanzen und Tiere, deren Lebensrecht wir nicht weiter beschneiden dürfen.
Wir haben durch unseren Wohlstand die Verantwortung und die Pflicht zur Bewahrung der Natur.
Diese Pflicht begründet sich nicht zuletzt durch eine Naturschutz-Gesetzgebung, die für alle Privatpersonen, Kommunen oder Firmen verbindlich ist.
Wir hoffen auf gute Zusammenarbeit mit Revierförstereien, Jagdpächtern und Hausbesitzern, in deren Anwesen möglicherweise Fledermäuse Quartiere haben. Wir bieten jede Hilfe an, um Konflikten vorzubeugen und Fehler zu vermeiden.
Am 13. Oktober 1987, wurden in Kooperation zwischen der Hessischen Forstverwaltung und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGNO), drei Biberpaare aus der damaligen DDR von der Elbe in den Westerngrund bei Neuengronau umgesiedelt. Im Jahr 1988 folgenden 12 weitere Biber. Schätzungen zur Folge haben diese sich auf ca. 400 Exemplare vermehrt und besiedeln mittlerweile Sinn, Jossa, Main, Fulda und Kinzig, mit einigen Nebenläufen.
Offensichtlich ist des Bibers schaffen an gefällten und endrindeten Bäumen, an Biberstaudämmen in Verbindung mit überschwemmten Flächen, sowie an Biberburgen. Schwieriger wird es beim Erkennen einer Biberröhre, die hin und wieder durch ein Loch im Boden auffällig ist. Das ist aber bei weitem nicht alles.
Wasser, das durch einen Biberstaudamm über bewachsene Flächen langsamer abfließt, entschärft die Hochwassergefahr talabwärts und wird oftmals in seiner Grundwasserbildung begünstigt. Zu dem tritt durch die Filterwirkung verschiedener Pflanzen oftmals eine Wasserqualitätsverbesserung ein. Verschiedene Pflanzenarten werden weniger oder sterben ab, andere vermehren sich, neue siedeln sich zum Teil an. Tiere wandern ab, andere wandern in die veränderten Flächen ein.
Feuchtigkeits- und wasserliebende Pflanzen, wie z.B. Schwertlilie, Mädesüß, Sumpfdotterblume und Binsen, werden bevorteilt. Rohrkolben haben sich im Naturwaldreservat zwischen Mernes und Marjoß angesiedelt. Bäume sind abgestorben oder abgenagt, was eine gewisse Offenhaltung von Flächen und Tälern bewirkt (Beispiel Distelbachtal und Naturwaldreservat zwischen Mernes und Marjoß).
Auch haben es die Biber geschafft, dass sich Kröten, Frösche und Molche gebietsweise deutlich vermehren konnten, nach dem diese an den Folgen der Flurbereinigung fast gänzlich in unserer Merneser-Gemarkung verschwunden waren. Diese bilden somit ein gewisses Nahrungspotential weitere Lebewesen bzw. Fressfeinde und Aasfresser.
Es kommen Vögel die ohne das Schaffen der Biber bei uns keine Lebensgrundlage hätten und sich somit in unserer Flur nicht aufhielten. So kommen z. B. seit Jahren „Weiße Fischreiher“ zum überwintern in das von Bibern besiedelte Naturwaldreservat zwischen Mernes und Marjoß. Mittlerweile hat es sich fast gänzlich herum gesprochen, dass es sich hierbei nicht um Fischreiher (richtige Bezeichnung Graureiher) sondern um Silberreiher handelt, die aber auch aufgrund des Klimawandels neue Landstriche besiedelten. Des Weiteren sind in jedem Jahr mehrere Waldwasserläufer hierin zu beobachten, die man außerhalb derartiger Flächen nur selten und in der Regel nur vereinzelt antrifft. Vor etwa vier Jahren war erstmals ein Teichhuhn zu beobachten, von denen im November 2010 drei Exemplare zu sehen waren. Auch wurden über mehrere Wochen zwei Graugänse im Naturwaldreservat gesichtet und im vergangenen Jahr hielten sich über eine Woche mehrere Pfeifenten in den Überschwemmungsflächen auf. Im Dezember 2010 wurde an mehreren Tagen eine für uns neue Vogelart, die auf vielen Seen und Flüssen eine Selbstverständlichkeit sind, gesichtet. Dies waren zwei Hockerschwäne mit einem diesjährigen Jungen.
Fazit:
Das Landschaftsbild, Flora und Fauna wurde vom Biber verändert, womit vor unserer Tür die Natur in der Gesamtheit abwechslungs- und artenreicher wurde.
Da die Sichtung von Pflanzen und Tieren oft zufällig ist, sich Biotope entwickeln und verändern, ist durch das Schaffen der Biber mit weiteren Überraschungen zu rechnen.
Dezember 2010, Reiner Ziegler, Vorsitzender NABU-Ortsgruppe Mernes
Nachtrag
In der Zeit, in der sich dieser Artikel zur ersten Dorfschellenausgabe 2011 im Druck befand, wurden weitere Beobachtungen gemacht und im Artikel nicht enthaltene aus vergangenen Jahren gemeldet, die wir Ihnen hiermit nachliefern:
- Im Januar 2011 waren es vorrübergehend 8 Höckerschwäne, wozu sich noch 10 Graugänse und über 100 Krickenten einfanden.
Vor Jahren wurde erstmals ein Wachtelkönig im Bibergebiet bzw. Naturwaldreservat vernommen. Zudem stellten sich mehrere Feldschwirle und Sumpfrohrsänger ein, die sonst nur selten in unserer Flur vorkommen.
Anläßlich der abgeschlossenen Arbeiten durch unsere NABU - Gruppe findet am Sonntag, den 14.12.03 ab 11 Uhr, die Vorstellung zweier Fledermausquartiere in Oberndorf statt. Hierzu erhielten neben den Mitwirkenden alle 41 neuen NABU - Mitglieder der Gemeinde Oberndorf, die im Sommer 2003 beitraten und der Bürgermeister der Gemeinde Jossgrund, Herr Robert Ruppel eine Einladung. Zwei ehemalige, unterirdische Trinkwasserbehälter wurden von Hr. Bürgermeister Robert Ruppel für Naturschutzzwecke im November 1997 der NABU - Gruppe Mernes angeboten. Nach einer Besichtigung mit dem Fledermauskenner Martin Straub wurde das Angebot dankend angenommen und beschlossen, die Räumlichkeiten zu einem Fledermausquartier auszubauen.
In den folgenden Jahren erfolgte die Beseitigung verschiedener loser und befestigter Gegenstände, das Anbringen von Nischen und Hangelmöglichkeiten, Stemmarbeiten für Ein- und Ausfluglöcher und einen Besichtigungsdurchgang, Zumauern nach Demontage eines Tores, Verschließung verschiedener Rohröffnungen, Auswechselung einer Türe, Verputz und Anstrich einer Fassade, sowie Verkleidung der Außentüren.
Für das nun abgeschlossene Projekt sei hiermit nochmals allen Mithelfenden Nichtmitgliedern, den beteiligten Mernesern NABU - Mitgliedern, der Nachbarschaftsfamilie Reinhold Walz, der Gemeinde Jossgrund und besonders Herrn Bürgermeister Robert Ruppel vielen Dank.
Nun hoffen wir, auf möglichst viele Besucher der bedrohten „Nachtschwärmer“ im Sommer und im Winter.